Die Nachricht, dass Ulf Merbold bald auf besondere Mission gehen würde, sprach sich in der Stadt schnell herum. Als Wissenschaftsastronaut der ESA (Europäische Weltraumorganisation) flog er am 28. November 1983 mit der Raumfähre "Columbia" ins All und schrieb damit Geschichte. Weil er der erste westdeutsche und nach der Wiedervereinigung auch der erste gesamtdeutsche Bürger im All gewesen ist; aber eben auch, weil er in Siegburg wohnte – denn das ist für die Region etwas Besonderes gewesen. Wenngleich das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, in dem Astronauten ausgebildet werden, nicht weit entfernt ist.
Merbolds Mission begann am Kennedy Space Center in Florida. Im September 1982 wählte die ESA Merbold als Mitglied der Crew für die kommende Spacelab-Mission STS-9 aus. Im November 1983 startete Merbold zusammen mit fünf amerikanischen Astronauten in der Raumfähre "Columbia" Richtung Himmel. Seine Aufgaben an Bord umfassten die Durchführung zahlreicher physikalischer und biologischer Experimente, die wichtige Erkenntnisse für die Forschung brachten.
Zeit für zwei große Persönlichkeiten hatten die Astronauten während ihrer neuntägigen Mission übrigens auch noch: An einem Abend chattete die Crew mit U.S. Präsident Ronald W. Reagan und Kanzler Helmut Kohl. Die beiden lobten die Teammitglieder ebenso wie die vorbildliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den USA, die den Flug erst möglich gemacht habe.
Merbold selbst sprach nach seiner Rückkehr oft über die tiefgreifenden Eindrücke, die der Blick auf die Erde aus dem All bei ihm hinterlassen hatte. In mehreren Interviews nach seiner Pensionierung prognostizierte er den aus seiner Sicht nächsten großen Schritt der Weltraumgeschichte: einen ersten bemannten Flug zum Mars.
Nach seinem ersten Flug folgten weitere Missionen. 1992 nahm Merbold an der Mission STS-42 teil; 1994 flog er mit der russischen Raumstation "Mir" ins All. Mit diesen Einsätzen festigte er seinen Ruf als einer der damals erfahrensten europäischen Wissenschaftsastronauten. (pho)